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Traumatherapie mit EMDR
Die EMDR- Therapie (Eye Movement Desensitizastion and Reprocessing) bedient sich eines Prozesses, welcher ganz automatisch bei jedem Menschen während der sogenannten REM- Phase, der Tiefschlafphase, geschieht; die Augen wandern sekundenschnell abwechselnd von links nach rechts. Besonders in dieser Schlafphase wird Erlebtes intensiv verarbeitet, indem eine Verlinkung zwischen rechter und linker Gehirnhälfte stattfindet – dem kognitiven und dem emotionalen Bereich unseres Gehirns.
Dort, wo normalerweise alle Eindrücke in unserem Leben von der Psyche sortiert werden, Unwichtiges (da bereits bekannt) automatisch absorbiert und vorher noch nie Erfahrenes im Gedächtnis abgespeichert wird, wird bei einem traumatischen Erlebnis alles gleichzeitig wahrgenommen. Indem in kürzester Zeit eines Traumas die Psyche all die vielen Einflüsse nicht verarbeiten kann, vermengen sich auch die kleinsten Details dieses prägenden Geschehnisses zu einer Einheit; ein Geräusch, ein Geruch oder eine Farbe von damals kann etwa auch Jahrzehnte später in einer banalen Alltagssituation das komplette Erlebnis wiederaufkommen lassen, können Panikgefühle oder Ängste in der gleichen Intensität wieder erlebbar machen.
Die amerikanische Psychologin Francine Shapiro stellte bei einem Waldspaziergang fest, dass sich ihre belastenden Erlebnisse im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung immer weniger schlimm anfühlten, ließ sie ihre Augen zwischen zwei Bäumen sekundenschnell hin und her wandern. Sie entwickelte diese Beobachtung zu einem Verfahren, welches seit Ende der 80er wissenschaftlich bestätigt und erfolgreich in der Traumatherapie angewandt wird; der Betroffene wird unter Anleitung behutsam in den damaligen traumatischen Moment geführt. Während Gefühle von damals wieder aufsteigen, folgt der Betroffene dem sich rhythmisch bewegenden Finger des Therapeuten; die bewusste Konzentration auf einen Außenimpuls bei gleichzeitigem Erleben der damaligen Situation, führt zunehmend zu einer Desensibilisierung des Geschehens. Zudem bietet der sichere Rahmen und das „gelenkte Erleben“ durch begleitende Therapieformen die Möglichkeit, das Erlebte nicht mehr als bedrohlich wahrzunehmen; das einst traumatische Erlebnis wird immer mehr objektiv und neutral wahrgenommen.
